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MENTOREN GESUCHT : Kreis Pinneberg: Lesepatenschaften funktionieren jetzt auch digital

Am 15. April schreibt Peter Jaster im Pinneberger Tageblatt:
Die Lesepaten des Vereins „Mentor“ können wegen Corona nicht in die Schulen kommen – aber aufs Tablet. Corona hat den Schulbetrieb mächtig durcheinander gewirbelt. Massiv davon betroffen ist auch die Arbeit des Vereines „Mentor – Die Leselernhelfer Kreis Pinneberg e.V.“, dessen ehrenamtliche Mitarbeiter sich einmal wöchentlich für jeweils eine Schulstunde mit einem Schüler der 2. bis 4. Klasse in den Schulen zum gemeinsamen Lesen getroffen haben.
Karl-Heinz Raabe, Lehrer an der Friedrich-Ebert-Schule in Elmshorn, schildert die aktuelle Situation so: „Ehrenamtliche Mitarbeiter dürfen seit Corona die Schulen nicht mehr betreten. So ist das bisherige Lesen mit Schülern und der Kontakt mit den Verbindungslehrern nicht mehr möglich. Alternativ das Kind über eine Videokonferenz zu betreuen, stieß bei vielen Leselernhelfern auf wenig Resonanz, oftmals scheiterte es auch an der notwendigen Technik“, berichtet Raabe.
Digitales Lesen
Doch jetzt startet der Verein Mentor mit seinem Projekt „Das digitale Lesen“ neu durch.
Möglich wird dies durch die Zusammenarbeit mit den Schulen.
Die Lehrkräfte nutzen für die Kommunikation mit den Schülern Programme wie IServ oder Anton, die vom Bildungsministerium zur Verfügung gestellt und auf Datensicherheit geprüft sind.
Die Leselernhelfer erhalten von den Schulen einen Zugangscode und können so das den Schülern bekannte Format nutzen.
Bücher werden gestiftet
Bärbel Radloff ist nicht nur Leselernhelfer an der Schule in Hemdingen, sie engagiert sich auch im Vorstand des Vereins.
Sie berichtet: Das gemeinsame digitale Lesen werde niemals die Präsenzform ersetzen, aber es sei eine gute Möglichkeit, die Zeit zu überbrücken – und die Kinder profitierten davon.
Schulkinder brauchen gerade jetzt Unterstützung beim Lesen lernen.
Bärbel Radloff, Leselernhelferin „Während Corona haben wir weiter jede Woche unsere Kinderzeitung an die Lesekinder verteilt. Jetzt stiften wir zusätzlich Bücher in doppelter Ausführung, so lesen Schüler und Mentor den gleichen Text. Zur Auflockerung der Lesezeit haben wir einige Spiele-Apps in Vorbereitung.
Schulkinder brauchen gerade jetzt Unterstützung beim Lesen lernen. Mit etwas Zeit und Freude lässt sich viel bewegen“, erklärt Radloff.
Mentoren gesucht
Dringend gesucht werden neue ehrenamtliche Mitstreiter, die sich einmal pro Woche mit einem Kind zum digitalen Lesen verabreden. Großer Bedarf besteht an der James-Krüss-Schule in Barmstedt und Bokholt-Hanredder, in Hemdingen für die Dörfergemeinschaftsschule sowie an der Friedrich-Ebert-Schule und der
Anne-Frank-Schule in Elmshorn.
Auch in Pinneberg werden für das Schulzentrum Nord, die Hans-Claussen-Schule und die Helene-Lange-Schule Mentoren gesucht.
Ein Pionier in Sachen digitales Lesen ist Broder Nommensen aus Bokholt-Hanredder.
„Ich hatte das Glück, dass ich zu analogen Zeiten angefangen habe mit dem Lesekind. Als dann die Corona-Sperre kam, ergab sich der gemeinsame Wunsch, zu versuchen, die Lesestunden per Video-Chat fortzusetzen“, schildert er. Da auf beiden Seiten Video taugliche Tablets zur Verfügung standen und Skype installiert war, wurde diese Software genutzt um Blick- und Hörkontakt herzustellen.
Nommensen weiter: „Da wir die bereits vor der Corona-Sperre begonnene Lektüre fortsetzen wollten, haben wir festgelegt, dass ich das Buch kapitelweise einscanne und die Scanns per E-Mail an die Eltern des Lesekindes schicke. Die Texte wurden von den Eltern ausgedruckt und dem Lesekind in Papierform zur Verfügung gestellt. Später haben wir mit jeweils zwei identischen Büchern (privat beschafft) gearbeitet.“
Spaß kommt nicht zu kurz.
Das eigentliche Lesen laufe ähnlich wie in der Schule ab, mit wechselseitigem Vorlesen von Textpassagen samt Korrekturen, Verständnisnachfragen, Tipps zur Betonung.
„Auch zeitlich halten wir uns etwa an die Länge einer Schulstunde. Der Spaßfaktor und ein wenig „Klönschnack“ kommen nicht zu kurz und bei gelegentlich vorkommenden Programmabstürzen wählt man sich halt wieder ein“, erklärt Nommsen.
Lesekind Erna (9) sei begeistert von dieser Form. „Ich finde das toll. Das ist fast genauso wie in der Schule.
So lerne ich besser lesen und es gibt auch viel Spaß dabei. Mein Mentor ist sehr lieb zu mir“, erzählt Erna.
Schulen entscheiden über den Förderbedarf
Welche Kinder für diese Einzelförderung infrage kommen, entscheidet die Schule. Gefördert werden dabei Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen Lesedefizite haben.
Mentor kann jeder werden, der gerne selbst liest, Freude daran hat ein Kind – auch aus anderen Kulturen –
beim Lesen lernen zu begleiten und Lust hat, mit Tablet oder Smartphone in Kontakt mit einem Kind zu treten.
Der Mentorverein begleitet das Engagement mit Schulungen und Fortbildungen. Auf der Homepage des Vereins www.mentor-pinneberg.de stehen weitere Informationen bereit. Interessenten können sich per Mail wenden an: info@mentor-pinneberg oder unter der Telefonnummer (0 41 21) 9 47 53. – Quelle: https://www.shz.de/31892587 ©2021