Presse
Im Quickborner Tageblatt berichtet Claudia Ellersiek am 21.09.2022:
Schüler lesen immer schlechter – Verein sucht Mentoren
Für Dritt- und Viertklässler aus Quickborn und Ellerau werden weitere Lernhelfer gebraucht
Wer sich vorstellen kann, ein Lesekind in den Klassen drei und vier zu begleiten, kann sich mit Bärbel Radloff unter Telefon 04123/9222333 oder per E-Mail an radloff.baerbel@ gmx.de in Verbindung setzen. Auch Christina Carstens steht für Fragen gern zur Verfügung. Sie ist unter der Rufnummer 0160/96433147 erreichbar.
Claudia Ellersiek
QUICKBORN/ELLERAU Christina Carstens ist Juristin mit eigener Kanzlei in Quickborn und ist darauf angewiesen, komplizierte Texte zu verstehen. Dass Kinder am Ende der Grundschule nicht altersgerecht flüssig lesen, sich einfache Texte nicht erschließen können, vielleicht sogar Probleme haben, sich auszudrücken, ist für sie ein Missstand, den hinzunehmen sie nicht so ohne weiteres bereit ist. Deshalb engagiert sie sich inzwischen – für Grundschüler in Ellerau und Quickborn, die Defizite in diesem Bereich haben.
Carstens ist eine Leselernhelferin, organisiert im gleichnamigen Kreis Pinneberger Verein, hat selber ein „Lesekind“ und koordiniert die Arbeit derer, die wie sie Grundschüler in der Region ehrenamtlich im Umgang mit dem geschriebenen Wort unterstützen. Und das werde dringend wieder Zeit, sagt sie, denn zwei Jahre lang lag die Unterstützung auf Eis. Die Kinder mussten irgendwie zurechtkommen, versuchten, im Homeschooling nicht den Anschluss zu verlieren. Gerade für die Lernschwächeren eine Herausforderung. Nun dürfen sie wieder, die Leselernhelfer, aber ihre Zahl hat sich während der Corona-Pandemie reduziert. Sie suchen also neue Ehrenamtliche, die einen guten Zugang zu Kindern haben, empathisch und geduldig sind und natürlich gern lesen.
Einmal in der Woche treffen sich die Ehrenamtler für 45 Minuten mit ihren Lesekindern, meist liegt der Termin direkt im Anschluss an den Unterricht. Das Angebot sei als Entlastung für die Lehrkräfte gedacht, sagt Bärbel Radloff, die sich auch im Vorstand des Vereins engagiert. In erster Linie allerdings geht es um etwas anderes: „Wir wollen die Kinder selbstbewusster machen. Sie sollen lernen, aus sich herauszukommen und sich Gehör zu verschaffen.“
Dahinter steht die Erfahrung, dass Kinder, die sich im Umgang mit Worten nicht sicher fühlen, im Unterricht kaum den Mund aufmachen. Also spielen ihre Mentoren mit ihnen Gesellschaftsspiele, lösen pfiffige Rätsel und lesen gemeinsam mit ihnen altersgerechte Geschichten. Erlaubt ist alles, was dem Kind und seinem Leselernhelfer Spaß macht. „In dieser knappen Stunde sind die Kinder einmal nicht fremdbestimmt. Und sie erfahren ungeteilte Aufmerksamkeit, was viele gar nicht mehr kennen“, sagt Radloff.
Noch sind sie und ihr Team in Quickborn an der Grundschule Mühlenberg und an der Grundschule in Ellerau tätig. Aber sie sind darauf eingestellt, irgendwann auch mit den beiden anderen Quickborner Grundschulen in Kontakt zu kommen, denn die Zahl der Kinder, die beim Lesen deutliche Lernrückstände haben, wächst. Und so möchte der Verein auch die Zahl der Mentoren möglichst deutlich steigern. Der Verein begleitet sie dafür eng, bietet Schulungen, Fortbildungen und andere gemeinsame Verunstaltungen etwa zum gegenseitigen Kennenlernen oder Austausch an. Immerhin gibt es im Kreis Pinneberg bislang rund 125 Mentoren, die an 27 Schulen im Einsatz sind. Bücher, Spiele und eine Kinderzeitung werden für die Lesestunde zur Verfügung gestellt.